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Sie überlegen, ob ein Schapendoes zu Ihnen passen könnte?

 

Bei all unserer Begeisterung für diese tolle Rasse ist es mir wichtig, auch ein paar kritische Anmerkungen zu machen.

Noch ist der Schapendoes kein Modehund und allgemein eher unbekannt. Doch taucht er inzwischen auch in einigen Rassehundlexika auf und wird dort als nicht jagender, zu allem und jedem freundlicher Anfänger- und Familienhund mit mittlerem Bewegungsdrang und Beschäftigungsaufwand angepriesen. Diese Beschreibung verführt jedoch dazu, den Schapendoes als unkomplizierten "Selbstgänger" zu sehen. ABER: Kein Schapendoes ist von Geburt an gut erzogen, bestens sozializiert und ohne großen Aufwand zu führen! Wer sich von dem kuscheligen, süßen Aussehen der Hunde blenden lässt und glaubt, ein Schapendoes brauche lediglich eine große Portion Liebe, ein gemütliches Heim mit Garten, einen zuverlässig gefüllten Napf und zwei Spaziergänge pro Tag um den Block (womöglich zum größten Teil an der Leine) wird dieser Rasse sicher nicht gerecht werden und sollte sich nach einer anderen umschauen.

Schapendoezen sind Hütehunde, in ihrem Wesen oftmals sehr sensibel, intelligent und gelehrig. Sie sind leicht zu beeinflussen sowohl im Positiven, aber auch im negativen Bereich. Bei falschem Umgang kann der Mensch großen Schaden anrichten. Als ursprünglich gezüchtete Arbeitshunde brauchen sie körperliche und geistige Auslastung um glücklich und ausgeglichen zu sein. Unter geistiger Auslastung ist jegliche Tätigkeit zu verstehen, die den Hund zum Mitdenken, zur Konzentration und zur Zusammenarbeit mit seinem Menschen auffordert. Einfach nur Gassi-Gehen und ausschließlich stumpf einem Ball hinterjagen reichen daher nicht aus.

Die wenigsten Schapendoezen werden heutzutage noch an der Schafherde und am weit abgelegenen Hof gehalten. Stattdessen werden sie als Familien- und Begleithunde in eine, für den Hund mitunter chaotische, Menschenwelt integriert. Jeder Hund braucht daher eine ruhige, souveräne Führung und klare Regeln, in denen er sich aufgehoben fühlt und sicher bewegen kann. Liebe und gegenseitiger Respekt sind dabei die fundamentalen Pfeiler für eine funktionierende Beziehung. Dafür ist es unerlässlich, den Hund als Hund wahrzunehmen, sich in ihn hineinzuversetzen und seine Bedürfnisse, sein Verhalten, seine Gesten "lesen" und verstehen zu lernen. Gleichzeitig sollte der Mensch sich selber seinem Hund gegenüber so verständlich machen können, dass dieser ihn jederzeit richtig verstehen und respektieren kann. 

Bei mangelnder Auslastung und fehlender oder falscher Anleitung kann sich dieser außergewöhnliche und zum selbständigen Denken gezüchtete Hund schnell eigene Aufgaben suchen, sich unerwünschtes Verhalten aneignen und so zu einer Belastung werden. Ich will hier keine Ängste schüren oder gar die Rasse schlecht reden!!! Denn dies gilt mehr oder weniger auch für den Mops, den Staffordshire Bull Terrier, den Jagdhund, den Labrador, einen bunten Mischling und, und, und.... Jeder Hund kann, nicht artgerecht gehalten, unausgelastet oder überfordert, zu einem Kläffer und auch Beißer (meist aus Unsicherheit) oder einfach nur völlig unerzogenen und keineswegs an seinen Menschen orientierten "Problemfall" werden, der über Tische und Bänke geht und ihnen jeden Tag auf Hundeart den Mittelfinger zeigt. Dies können wir allwöchentlich - bequem in unseren häuslichen Sesseln schadenfroh vor uns hingrinsend oder betroffen staunend - in diversen Hundesendungen wie z.B. bei Martin Rütter oder Cesar Millan sehen! Doch wie weiß Herr Rütter so richtig zu bemerken: "Die Fehler unserer Hunde sind meist bei uns Menschen zu finden!"

Daher ist es mir sehr wichtig, die Rasse nicht nur schön zu reden und somit falsche Erwartungen zu wecken! Sicher gibt es auch ruhige, anspruchslose und unkomplizierte Vertreter dieser Rasse! Doch mit dem Schapendoes haben sie sich ja eigentlich, hoffentlich bewusst, für eine lebhafte, aktive und intelligente Rasse entschieden, der sie gerecht werden sollten. Gerade die ersten zwei Lebensjahre sind daher, je nach individuellem Charakter des Hundes, recht anstrengend und erfordern eine für den Hund freundliche, einfühlsame, geduldige, zeitintensive, konsequente und hartnäckige Erziehungsarbeit sowie ihre artgerechte Auslastung. Genauso wichtig ist es jedoch auch, ihrem Schapendoes bereits im Welpenalter Ruhephasen aufzuzeigen, in denen er entspannen und sich ausruhen sollte. Er kann sich sonst unter Umständen zu einem nervösen Nervenbündel entwickeln und 24 Stunden am Tag ihre Aufmerksamkeit und ihr Amusement einfordern. Schaffen sie es, dieses Gleichgewicht herzustellen, ist ein Schapendoes im Haus wirklich ruhig und unauffällig und integriert sich wunderbar in Ihr Familienleben!

Außerdem kostet ein Schapendoes, wie jeder Hund mehr oder weniger, nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch Geld. Und er bringt Dreck ins Haus sowie in der Junghund-Phase sehr viel Fellpflege mit sich. Ein Schapendoes bindet sich stark an seine Menschen und bleibt meist ungerne alleine. Dies darf daher nicht überstrapaziert und muss von Anfang an langsam geübt werden.

Auch ist es nicht immer einfach, Kinder und Hund unter Dach und Fach zu bringen. Schapendoezen können wunderbar mit Kindern harmonieren, sind sie doch bei richtiger Sozialisierung und ohne negative Erfahrungen behaftet sehr menschen- und kinderfreundlich! Und für Kinder ist es überaus wertvoll, gemeinsam mit einem Hund aufzuwachsen und altersgerechte Verantwortung für das Tier zu übernehmen. Aber gerade jüngere Kinder haben ihre eigenen Vorstellungen von einem Leben mit Hund, die so manchmal in der Realität nicht umzusetzen sind. Sie müssen lernen, im Umgang mit dem Hund gewisse Regeln zu akzeptieren und einzuhalten. Das große Versprechen, sich ganz viel um den Hund zu kümmern, wird meistens schnell vergessen... mal ganz davon abgesehen, dass bis zu einem bestimmten Alter Kinder nicht fest in die notwendige Erziehungs- und Betreuungsarbeit eines Welpen eingeplant werden sollten! In der Regel sehen Hunde Kinder als rangniedere Rudelmitglieder an, was durchaus zu Schwierigkeiten führen kann. So betrachtet der Hund das Kind eher als Spielkamerad (oftmals in einem ungestümen Umgangston) oder er versucht das Kind zu beschützen, nach Hundeart zu erziehen oder zu hüten. Eltern von jungen Kindern und auch Jugendlichen sollten sich also im Klaren sein, dass sie sowohl für die Erziehung des Hundes als auch für die Erziehung ihrer Kinder zu einem respektvollen Umgang miteinander zuständig und verantwortlich sind. Spaziergänge sollten bis auf Ausnahmen gemeinsam mit einem Erwachsenen stattfinden. Junge Kinder sollten nie unbeaufsichtigt mit dem Hund alleine gelassen werden.

Zugegeben, die Anlagen zu einem treuen Begleiter, aktiven Freizeitpartner und Familienhund sind beim Schapendoes tatsächlich gegeben! Hierbei kommt Ihnen die meist leichte Motivierbarkeit und Pfiffigkeit der Rasse sowie die grundsätzliche Freundlichkeit und Bindungsbereitschaft an seinen Menschen zu Gute. Und ein Schapendoes ist leichter auszulasten als z.B. ein Border Collie und nimmt es nicht übel, wenn auch einmal ein Tag ruhiger verläuft.

Dass dies auch von "Anfängern" zu meistern ist, haben wir selber bewiesen! Doch bin ich nicht umhingekommen, mich intensiv mit dem Thema "Hund" (Bedürfnisse, Verhalten, Erziehung) auseinander zu setzen. Große Unterstützung habe ich dabei durch meine fabelhafte Hundeschule erhalten. Vieles habe ich mir angelesen. Oder ich habe einfach versucht, aufmerksam mein Verhalten und das meiner Hunde zu reflektieren. Auf jeden Fall sind meine Hunde zu einer Lebensbereicherung und einem erfüllenden Hobby geworden und ich lerne immer noch täglich zusammen mit ihnen dazu!

Langer Rede kurzer Sinn: Überlegen Sie es sich also gut, ob Sie den Ansprüchen eines Hundes allgemein und speziell eines Schapendoes gerecht werden können und wollen !!! Sind sie dazu bereit und schaffen es mit Ihrem Engagement möglichst von Welpenzeit an ein positives MENSCH-HUND-TEAM mit gegenseitiger Liebe und Respekt füreinander zu schaffen, so werden Sie Ihre Entscheidung für einen Schapendoes nie bereuen und sich anstandslos der langen Lobeshymne über diese Rasse anschließen wollen!